Helge Müller ist Mitgründer und -inhaber sowie Portfolio Manager von Genève Invest, einem unabhängigen Vermögensverwalter in Genf.
Helge Müller ist Mitgründer und -inhaber sowie Portfolio Manager von Genève Invest, einem unabhängigen Vermögensverwalter in Genf. (Stevan Bukvic)
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«Nun wollen wir Aktien finden, die besonders gut aufgestellt sind»

Klar, jeder Anleger will in Gewinner-Titel investieren. Fragt sich bloss: Welche sind das? Genève Invest Portfolio-Manager Helge Müller erklärt seinen Ansatz.

In den kommenden 18 Monaten könne mit einer Wiederbelebung der Wirtschaft gerechnet werden, sagen Experten voraus. Was heisst das für Anleger, die sich zurzeit mit der Frage beschäftigen, ob sie ihr Vorsorgekapital an der Börsen investieren sollen?
Helge Müller: Erstmal noch nicht allzu viel. Die Börse ist nicht zwingend ein Abbild der wirtschaftlichen Realität. Denn wenn das der Fall wäre, wären die Aktienmärkte im ersten Halbjahr 2020 historisch im Minus. Und das ist, zur Überraschung vieler, in keiner Weise eingetreten. Natürlich wird die Weltwirtschaft voraussichtlich im dritten und vierten Quartal des laufenden Jahres sehr stark wachsen. Weil im zweiten Quartal die Produktion vielerorts zum Stillstand gekommen ist. Wir werden aber wohl Ende 2021 noch nicht wieder dort angekommen sein, wo wir Ende 2019 standen.

Es gibt zwei unterschiedliche Sichtweisen – die einen sagen, die Geschichte wiederhole sich immer und die anderen behaupten jeweils, dieses Mal seis anders. Wer hat Recht?
Wir neigen eher zur «Jede Krise ist anders»-Haltung. Im Unterschied zur Finanz- und Wirtschaftskrise von 2007/08 gibt es dieses Mal nicht nur Verlierer, sondern auch Branchen, die profitieren. Unternehmen im Technologiebereich zum Beispiel gehören zu den Gewinnern. Nachdem diese bereits in den vergangenen Jahren stark zugelegt haben, konnten sie den krisenbedingten Digitalisierungsschub nutzen. Und so eine zukünftige Entwicklung, die ohne Pandemie vielleicht über einen längeren Zeitraum stattgefunden hätte, vorwegnehmen.

«Wir versuchen zu ermitteln, wie hoch der Gewinn eines Unternehmens in zehn Jahren sein wird.»

Die Zentralbanken und Regierungen haben heftig reagiert.
Sie haben von der noch nicht so lange zurückliegenden Finanz- und Wirtschaftskrise gelernt. Und dieses Mal schneller und stärker reagiert. Sie haben gemeinsam über 4 Billionen investiert – unvorstellbar. Das ist die tausendfache Summe, die beispielsweise Präsident Macrons Rentenreform gekostet hätte. Und die führte immerhin mit dazu, dass Frankreich durch die Gelbwesten-Bewegung zeitweise fast lahmgelegt wurde.

Was heisst das für die Zinsen?
Wir befinden uns in einem Nullzins-Umfeld, nicht nur in der Schweiz und einigen anderen europäischen Ländern, wo man das schon seit einiger Zeit kennt, sondern auch in Amerika. Was für viele grosse, besonders institutionelle Anleger bedeutet, dass sie auf Staatsanleihen, in die sie investieren, zum Teil investieren müssen, keine Zinsen mehr gibt. Das ist keine Kleinigkeit.

Und führt zu der Frage: Wo soll das ganze Geld noch hin?
Richtig. Die Antwort: Das Geld geht in Aktien. Und ist die Erklärung für die Robustheit der Märkte. Nun geht es darum, die Aktien zu finden, die besonders gut aufgestellt sind und sich über dem Markt entwickeln werden. Wir versuchen zu ermitteln, wie hoch der Gewinn eines Unternehmens in zehn Jahren sein wird. Dazu schauen wir uns das Gewinnwachstum in der Vergangenheit, vor einem Jahr, vor drei, fünf, zehn Jahren an. Und die Entwicklung weiterer Kennzahlen, am wichtigsten ist dabei wohl der Buchwert je Aktie.

Zehn Jahre in die Zukunft blicken – das ist mutig.
Natürlich nehmen wir einen Abschlag vor aus diesem Grund. Weiter vergleichen wir das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) zu verschiedenen Zeitpunkten mit einem KGV, das uns realistisch erscheint für ein solches Unternehmen. So können wir entscheiden, ob Bewertungen völlig losgelöst sind oder renditetechnisch plausibel. Ein Beispiel: Microsoft. Wir haben eine grössere Position im Jahr 2013 gekauft, einige Kunden haben seither darauf 900 Prozent Buchgewinn erzielt. Ist das eine Blase? Nein. Denn das KGV der Aktie liegt bei ungefähr 32. Eine Faustregel sagt, das KGV sollte zirka zweimal das Wachstum des Unternehmens betragen – 16 Prozent Wachstum ist für Microsoft machbar. Also kann man die Aktie verkaufen, man muss aber nicht.

Ihr Unternehmen investiert traditionell stark in Unternehmen der zweiten Reihe, also nicht in Facebook oder Netflix, und zwar in Anleihen.
Das ist richtig. Wir mögen solche kleineren Unternehmen. Diese weisen aber, das muss man sagen, eine Besonderheit auf: Sie erleben aussergewöhnliche Schwierigkeiten in aussergewöhnlichen Lagen. Und die Pandemie ist genau ein solches Thema. Das dürfte dazu führen, dass die Ausfälle dieses Jahr deutlich hochgehen werden. Die gute Nachricht: Deshalb sind die Kurse vieler Anleihen in den vergangenen Monaten deutlich gesunken. Was zu attraktiven Einstiegspreisen geführt hat.

Können Sie uns ein Beispiel geben?
Wir haben aktuell beispielsweise die Anleihe von Heathrow Airport Holdings, der Betreibergesellschaft des Londoner Flughafens, gekauft. Was eher ein Unternehmen aus der ersten Reihe ist. Haben die massive Umsatzeinbrüche? Ja, natürlich. Aber als Anleiheninvestor wollen Sie bloss wissen: Werden die pleitegehen? Und da sagen wir: nie im Leben. Also werden sie die Anleihe zurückzahlen, und zwar zu 100 Prozent. Was einen guten Kursgewinn bedeutet für die, die heute, auf tiefem Niveau, einsteigen. In einem Jahr voraussichtlich wird der Kurs nicht mehr so niedrig sein. Was dann wieder fast zu Null-Renditen führen wird. Deshalb achten wir bei solchen Anleihenkäufen auf lange Laufzeiten, damit wir möglichst lange von den hohen Zinszahlung profitieren können. Die lange Laufzeit ist – bei einem Einstieg zu tiefen Kursen – das Mittel gegen tiefe Zinsen.

Interview: Mark van Huisseling

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Dieser Beitrag wurde von Commercial Publishing in Zusammenarbeit mit Genève Invest erstellt. Commercial Publishing ist die Unit für Content Marketing, die im Auftrag von 20 Minuten und Tamedia kommerzielle Inhalte produziert.

Genève Invest hat sich in der Aktienselektion auf das «Value-Investing» spezialisiert. Dieses Anlagekonzept geht auf Investmentlegende Benjamin Graham zurück. Die Grundidee ist einfach: Unternehmen haben einen inneren Wert, den man anhand einer Reihe von Unternehmensdaten relativ genau bestimmen kann.

Der Börsenwert des Unternehmens kann jedoch durch Überreaktionen, die sich zyklisch wiederholen, erheblich vom inneren Wert abweichen. Langfristig gleichen sich Börsenwert und innerer Wert jedoch immer wieder an.

Dies machen wir uns als klassische Value-Investoren zunutze und investieren gezielt in unterbewertete Aktien mit Aufholpotenzial. Zusätzlich zu ihrer günstigen Bewertung verfügen die Unternehmen, die uns besonders interessieren, über weitere Eigenschaften, die den Aktienkurs zwar nicht resistent gegen Rückschläge machen, zumindest aber eine Absicherung bieten.